Schnittstellen. Studien zum östlichen und südöstlichen Europa — Band 2
Hannah Maischein
Augenzeugenschaft, Visualität, Politik
Polnische Erinnerungen an die deutsche Judenvernichtung
Polen war das Zentrum des europäischen Judentums und wurde während des Zweiten Weltkriegs zum Schauplatz der deutschen Judenvernichtung. Was bedeutete diese Nähe für die polnischen Anwohner und inwiefern prägte sie den Erinnerungsdiskurs der Augenzeugen in Polen? Hannah Maischein analysiert, wie das Verhältnis, das Polen während des Kriegs zu Juden hatten, erinnert wird. Stellen Polen sich selbst als Helden dar, die Juden geholfen und sie gerettet haben? Oder sehen sie sich als Täter, die Juden geschadet, ermordet und von ihrer Vernichtung profitiert haben? Anhand einer Vielzahl visueller Medien wie Filme, Ausstellungen oder Denkmäler untersucht die Autorin das Selbstverständnis der polnischen Augenzeugen. Sie legt zugleich einen methodischen Ansatz zur Analyse von visuellen Erinnerungsdiskursen vor und konzipiert Augenzeugenschaft als mediales und historisches Phänomen.
Dr. Hannah Maischein ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Münchner Stadtmuseum.
Begleitmaterial / Forschungsprimärdaten
- Maischein, Hannah/Badyna, Karol: Pomnik Jana Karskiego – "Zwyczajny człowiek siedzi na ławce" (Wywiad) [= Das Jan Karski-Denkmal – "Ein normaler Mensch sitzt auf einer Bank" (Interview)], 2014. URN: urn:nbn:de:bvb:12-ostdok-x-150-2 (pdf)
- Maischein, Hannah/Lipecka, Zofia: After Jedwabne: "Shameful and hidden history is not specifically Polish." (Interview), 2014. URN: urn:nbn:de:bvb:12-ostdok-x-153-0 (pdf)
- Maischein, Hannah/Betlejewski, Rafał: Potrzebujemy ikonografii polskiego wymiaru Holocaustu (Wywiad) [= Wir brauchen eine Ikonografie der polnischen Dimension des Holocaust (Interview)], 2014. URN: urn:nbn:de:bvb:12-ostdok-x-151-8 (pdf)
- Maischein, Hannah/Jankowski, Stanisław M.: Wystawa "Oni ratowali innych": sprawiedliwi w czasie zimnej wojny (Wywiad) [= Die Ausstellung "Sie haben andere gerettet": Die Gerechten in der Zeit des Kalten Kriegs (Interview)], 2014. URN: urn:nbn:de:bvb:12-ostdok-x-152-4 (pdf)
Rezensionen
- Klaus-Peter Friedrich für "sehepunkte" (Ausgabe 16 (2016), Nr. 1) — Kommentar Martin Schulze Wessel
- Natalie Wohlleben für "Portal für Politikwissenschaft", 11.02.2016
- Bogdan Musiał für Historische Zeitschrift, Band 303, Heft 2 (Okt 2016)
- Konrad Fuchs für "Das Historisch-Politische Buch", Jg. 64, Heft 1 (2016), S. 105 f.
- Michael Zok für Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, Jg. 65, Nr. 3 (2016), S. 462-464
"Die Studie beeindruckt durch ihren umfassenden Charakter, der durch den breiten Ansatz und die Materialien sowie durch den langen Untersuchungszeitraum bedingt wird. .... Gekonnt verbindet die [Verfasserin] die visuelle Darstellung der polnischen Zeugenschaft, die das Ziel hatte, ein positives (Selbst-)Bild zu generieren, mit den politischen Anforderungen, die kommunistische Herrschaft über Polen zu legitimieren bzw. die jüdischen Zeugen für diese Zwecke zu instrumentalisieren." - Imke Hansen für Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Jg. 64, Heft 4 (2016), S. 671-672
"Maischein beeindruckt mit ihrer Kenntnis der Forschungsliteratur zu Erinnerung, Alterität, Identität, und visual culture sowie zur polnischen Nachkriegsgeschichte, die sich durch ein breites und multidisziplinäres Spektrum an Verweisen auf Theorien und Konzepte äußert. Gut gelungen ist die Auswahl des empirischen Materials, dessen Umfang ebenfalls bemerkenswert ist. Maischeins Beobachtungen sind nachvollziehbar und innovativ." - Michael Meng für "Slavic Review", Vol. 75, No. 4 (Winter 2016), S. 1026-1028
"Maischein expertly combines breadth with depth, providing rich accounts of how Poles viewed themselves as 'eyewitnesses' to the Holocaust during three major periods."